Gastbeitrag: Ende der Feindschaft – Redaktion und SEO für Blogs!

12. Dezember 2011
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Ein Blogger ist meistens ein Komplettteam in Personalunion: Er ist Redakteur seines Blogs, Reporter, Schlussredakteur, Bildredakteur, Techniker und meistens auch als selbst ernannter SEO-Beauftragter zuständig für die Suchmaschinenoptimierung. Wer zu gleichen Teilen Redakteur und SEO-Beauftragter seines Blogs ist, hatte in früheren Zeiten öfters einmal Interessenskonflikte zu bestehen: Was er als SEO-Experte wollte, lehnte er als Redakteur seines Blogs ab. Aber die Zeiten der Konflikte zwischen SEO und Redaktion scheinen dank Google zunehmend der Vergangenheit anzugehören.

Ein Beispiel für Konflikte

„Pflanze eine möglichst große Zahl passender Keyword-Kombinationen in deine Texte und mögen die Texte noch so unleserlich dadurch werden.“ Es gab Zeiten, da galt solch ein Schlachtruf bei SEO-Leuten. Und wer etwa über Flugreisen nach Bangkok schrieb, baute eventuell die exakte Keyword-Kombination „Flugreise Bangkok“ möglichst oft in seinen Text ein. Seit nahezu überall bekannt ist, dass Google zu viele Keywords in einem Text gar nicht so gerne mag, ist das „möglichst oft“ zwar einem moderaten Einbau von Keywords in Texte gewichen. Oben genannte Keyword-Kombinationen gibt es allerdings immer noch und wer einmal versucht, die Kombination in stilistisch gute geschriebene Sprache zu packen, wird vielleicht merken, dass es irgendwie geht, aber gar nicht so einfach ist.

  • „Wer eine Flugreise Bangkok unternimmt…“ ist einfach kein wirklich korrektes Deutsch.
  • „Irgendwann rückt bei einer Flugreise Bangkok ins Blickfeld.“ ist korrektes Deutsch. Aber immer auf solche Konstruktionen auszuweichen, macht einen Text auch sperrig.

Als SEO-Experte seines Blogs gerät man dann bisweilen wirklich in Konflikt mit sich selbst, weil man als Redakteur eines Blogs nicht so schreiben würde, wie man es als SEO-Experte gerne hätte. Und nun?

Der Panda und der Mensch im Zentrum der Maschine

Google macht einem Blogger die Entscheidung heute einfacher. Spätestens das Update „Panda“ hat es SEO-Experten, Bloggern und Website-Betreibern sehr deutlich vor Augen geführt. Google möchte Suchmaschinen-Nutzern Qualität als Suchergebnis liefern. Das geschieht aus reinem Eigennutz: Wer bei einer Suchanfrage auf Google nur Seiten mit belanglosen Inhalten findet, überlegt eventuell irgendwann, ob nicht eine andere Suchmaschine ihm bessere Ergebnisse liefert. Auch die extreme Marktdominanz von Google bei Suchmaschinen in Deutschland ist nicht für alle Ewigkeit sicher. Für den Blogger, dem eine gute Platzierung auf Google nicht völlig unwichtig ist, hat das mehrere Konsequenzen:

  • Der auf guten Stil achtende Redakteur besiegt den auf Keywords fixierten SEO-Experten alter Schule!
  • Leicht umgewandelte Wikipedia-Artikel als überwiegender Content eines Blogs sind heute meistens kein Erfolgsrezept mehr. Eigene Gedanken und Ideen, Informationen aus verschiedensten Quellen, in einem Text vereint, geben den Inhalten Tiefe und Relevanz.
  • Auch beim Linkbuilding ist Qualität wichtiger als Quantität geworden. Eine gute Präsenz auf Social Media Plattformen kann hier dazu beitragen, den Blog auch bei der Verlinkung vorwärts zu bringen.
  • Als technischer Aspekt gewinnt die Ladezeit des Blogs an Bedeutung. Google achtet auf sie, Google-Nutzer tun es auch. Lässt sich ein Blog mit dem Laden zuviel Zeit, werden potenzielle Besuche schnell ungeduldig und springen ab. Hohe Absprungraten und kurze Verweildauern sind dann wiederum für Google ein Indiz, dass der jeweilige Blog keinen vorderen Platz in der Suchergebnisliste verdient hat.

Ein Zwischenfazit: Wer modernes SEO betreiben möchte, muss seine Arbeit mehr als je zuvor am menschlichen Leser seines Blogs ausrichten, weil die Maschine (Google) ihre Arbeit am Menschen ausrichtet (Google-Nutzer).

Caffeine und die Suche nach Aktualität

Zeitungsredakteure sind immer auf der Suche nach aktuellen Themen. Wie war das? Nichts ist so alt wie die Nachricht von gestern! Als Blogger kann man die Dinge natürlich etwas entspannter sehen, kann sich etwa Langzeitthemen widmen, die nicht bereits morgen veraltet sind. In Bezug auf SEO nützt es aber auch Bloggern, bisweilen Aktualität als Kriterium bei der Themenauswahl in den Vordergrund zu rücken.

Google setzt seit letztem Jahr unter anderem auf die Index-Technologie Caffeine, durch die aktuelle Inhalte schneller indiziert werden sollen. Ein Update scheint die Funktion von Caffeine um eine Komponente zu erweitern. Die Technologie soll nun auch dafür sorgen, dass zumindest ein gewisser Teil der vorderen Suchergebnis-Listenplätze für aktuelle inhaltlich für die Suchanfrage relevante Artikel reserviert wird. Wer als Blogger zumindest bei einem Teil seiner Artikel auf Aktualität achtet, könnte deshalb zukünftig bessere Chancen auf SEO Erfolge haben.

Im Ausland ist alles (vieles) anders

Bloggt ein Blogger mehrsprachig und hat verschiedene Seiten ins Internet gesetzt, wird er einerseits als Redakteur die Relevanz seiner Themen für jede Zielgruppe neu prüfen müssen. In Deutschland heiß diskutierte Themen gelten vielleicht in Frankreich oder den USA als belanglos. Auch bei der SEO ist eine Übernahme der für Deutschland bestehenden Strategien oftmals ungenügend. So reicht es eventuell nicht aus, im Deutschen bestehende Keywords einfach in eine fremde Sprache zu übertragen, ohne etwa mit dem Google Adwords Keywordtool oder anderen Programmen einmal zu prüfen, ob nicht andere thematisch passende Keywords in der fremden Sprache viel erfolgreicher sein könnten.

Zugleich sollte möglicherweise die in Deutschland gerechtfertigte extreme Fixierung auf Google bei SEO für einen Blog wegfallen. Zwei Beispiele:

  • Google ist zwar auch in den USA Marktführer, aber Yahoo und Bing haben dort immerhin Marktanteile, die nicht uninteressant sind.
  • In anderen Ländern wie China bleibt Google weit hinter dem lokalen Marktführer (Baidu) zurück.

Auch hier müssen SEO und Redaktion an einem Strang ziehen, um das Optimum für einen Blog herauszuholen: viele Interessierte, viele Leser, ein hohes Maß an Interaktion.

Über den Autor:  ist der Gründer und Geschäftsführer von Lingo24. Besuchen Sie Christians Website – www.übersetzungsbüro-lingo24.de oder folgen Sie Christian auf Twitter unter @l24de.

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